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Panikstörung

Fallstudie - Panikstörung Anamnese: Katharina (21) macht eine Ausbildung zur Lebensmittelchemikerin. Sie wohnt bei ihrer Mutter. Ihre Eltern sind geschieden. Das Verhältnis zu den Eltern ist aber gut. Ihre Halbschwester ist 7 Jahre alt. Mit ihrem Lebenspartner (Chinese) ist sie seit 4,5 Jahren zusammen. Der Kontakt zur Familie ihres Freundes ist wegen kultureller Unterschiede und sprachlicher Probleme schwierig.

Katharina hat seit ca. 7 Monaten Panikattacken in der Bahn und beim Autofahren, es fühlt sich an, als wenn der Kreislauf zusammenbricht. Die Panik begann urplötzlich in einem Zeitraum, in dem auch ihre Zwischenprüfung lag, berichtet sie. Seit 5 Wochen empfindet sie die Panikattacken als extrem, vor allem beim Autofahren; seit 2 Wochen geht es ihr generell schlecht. Abends hat Katharina Herzrasen (auch wenn ihr Freund da ist), sie hat das Gefühl, sie kommt gar nicht zur Ruhe. Es besteht dann die pure Angst, dass der Zustand gar nicht mehr aufhört; sie ist angespannt und kann sich nicht beruhigen. Gelegentlich hat sie auch am Arbeitsplatz Panikattacken. Sie hält sich nicht für selbstbewusst. "Ich bin nicht überzeugt von mir" sagt sie. Katharina berichtet, dass sie Schwierigkeiten mit ihrem Vater hatte, als der mit einer neuen Lebenspartnerin liiert war. Ihr Vater hatte ihr immer die Meinung seiner Freundin aufgedrängt und viel am Verhalten seiner Tochter rumgemäkelt. Er hatte ihr häufiger das Gefühl vermittelt: "Ich bin nicht o.k." Zudem hatte er Katharina, die zeitweise bei ihm lebte, auch zweimal rausgeschmissen. Da war sie 16 und 17 Jahre alt.

Verdachtsdiagnose
Panikstörung F 41.0

Therapie
1. Sitzung: Im künftigen therapeutischen Prozess werden belastende Bilder über Interventionen in Trance verändert. Die Arbeit mit belastenden Bildern aus der persönlichen Geschichte heraus (psychogene Entwicklung) kann immer dazu führen, dass die Klientin wieder aufgewühlt wird. Das soll aber kontrolliert werden können. Deshalb erhält die Klientin einen Ruheanker, den sie selbst auslösen kann. Katharina wählt sich ein für sie passendes Bild der Ruhe und Entspannung aus. In einem leichten Trance-Zustand führe ich sie in dieses Bild hinein. Wenn das Gefühl der Ruhe und Entspannung da ist, verankert Katharina dieses Gefühl mit einer vorher abgestimmten Berührung am Körper (z.B. das Handgelenk umfassen). Zum gleichen Zeitpunkt berühre ich vereinbarungsgemäß ihr Fußgelenk. So kann ich später bei Bedarf selbst diesen Ruhezustand wieder auslösen.
2. Sitzung: Katharina hatte wieder eine Panikattacke. Das abendliche Herzrasen ist etwas besser geworden. Sie erzählt von einem früheren Streit mit ihrem Vater. Er wirft ihr vor, das Spielzeug ihrer kleinen Schwester gegen die Wand geworfen zu haben. Katharina antwortet, dass sie das nicht getan hat. Von dieser Situation macht Katharina sich während eines Trancezustandes ein Bild. Es bekommt einen orangenen Rahmen und wird bei ihr zu Hause aufgehängt. Dann lässt sie das Bild kleiner werden, bis sie nur noch einen orangenen Punkt sieht. Den Punkt lässt sie verschwinden (Bildlöschung).
3. Sitzung: Nach der zweiten Sitzung war alles besser, berichtet Katharina. Sie hatte nur zweimal Panik beim Autofahren gehabt. Abends kein Herzrasen mehr. Der Ruheanker wirkt. Wir verändern eine ursprüngliche Situation in der Wohnung ihres Vaters und seiner Freundin. Man hatte ihr vorgeworfen, die Schuhe falsch abgestellt zu haben (Alter 15 oder 16). Ihre damalige Antwort: "Ich wusste das nicht besser". Jetzt sieht sie (in Trance) die ursprüngliche Situation als Film. Vorher erkläre ich ihr, dass jeder Mensch (aufgrund seiner Erfahrungen) immer mehr als nur eine Verhaltensmöglichkeit hat. Sie soll schauen, was im Film passiert.
Das Unbewusste (der Trance-Zustand ermöglicht Zugriffe auf unbewusste Anteile) wird ihr andere Lösungen zur Verfügung stellen. Im Film, den sie sieht, verhält sie sich dann anders – ihre Antwort: "Ich erkläre mich nicht mehr". Das klingt selbstbewusst. Ich bitte sie jetzt, ihr jüngeres "Ich" aus dem Film herauszunehmen und es sich symbolisch auf die Brust zu legen. Auf diese Weise wird neues, selbstbewusstes Verhalten integriert. Ich verankere bei Katharina eine positive Erfahrung aus der Arbeitswelt. Sie hatte im Lehrlabor ein Referat gehalten und bekommt dazu ganz viel Applaus und positive Rückmeldungen. Davon macht sie sich in Trance ein Bild. Dieses Bild bekommt einen Rahmen in ihrer Lieblingsfarbe. In ihrer Vorstellung hängt sie das Bild zu Hause auf und lässt es so groß werden, wie sie möchte. Katharina verändert noch Farben und Helligkeit, damit es ihr gefällt.

4. Sitzung (Therapieende): Das Herzrasen ist verschwunden. Katharina hat keine Panik mehr beim Autofahren und in der Bahn. "Ich fühle mich ungemein befreit" sagt sie. Ihr Befinden ist jede Woche besser geworden. Katharina möchte künftig mehr ihre eigene Meinung vertreten. Wir löschen ein Bild aus ihrer Erinnerung (wie in der zweiten Sitzung). Sie war bei ihrem Vater schon schlafen gegangen (Alter 15 oder 16). Er weckte sie und sagte: "Ich habe Sehnsucht nach meinem Schatz" (Freundin des Vaters). Katharina musste sich anziehen, mitkommen und 45 Minuten zu seiner Freundin fahren.

Stand der Dinge: Katharina geht es gut. Sie ist selbstbewusst und hat keine Panikattacken und kein Herzrasen mehr. Das Autofahren macht keine Probleme.


Rainer Wieckhorst
Heilpraktiker für Psychotherapie mit Praxis in Reinbek
Therapiepraxis Balance-Concept
Experte für Angst- und Panikstörungen; Kommunikationsexperte, Publizist

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